E-Scooter als Alternative zum Auto in Städten 1

Es ist soweit. In Münster stehen seit einiger Zeit im Innenstadtbereich überall E-Scooter der französischen Mark “TIER” herum und warten auf Kunden um ausgeliehen zu werden.
Mein erster Eindruck war neugierig und interessiert. Die E-Scooter machen auf den ersten Blick einen qualitativ recht hochwertigen Eindruck. Das Ausleihen der Roller geht mit einer App, die sich mit dem QR-Code auf dem Lenker installieren lässt. Die Bezahlung geht über Kreditkarte oder PayPal. Nach Eingabe aller Daten und Freischaltung lässt es sich dann losrollen.

Ich bin den Registrierungsprozess mal durchgegangen und werde in den nächsten Tagen mal Probe fahren. Man sah die E-Scooter am Wochenende auch schon überall in der Stadt, aber vorwiegend bei jungen Leuten (14-20 Jahren) im Einsatz. Die Geschwindigkeit ist vergleichbar mit einem zügigen Fahrrad im innerstädtischen Fahren. Mehrmals meinten die E-Scooter-Fahrer, dann auch Fahrradfahrer zu Seite klingeln zu müssen.

Was mir bei näherer Betrachtung der E-Scooter auffällt, lässt sich in mehrere Fragen aufteilen:

  1. Wie kann es sein, dass man die E-Scooter trotz wesentlich kleiner Reifen und höherer Geschwindigkeit ohne Helm fahren darf?
  2. Haben uns nicht noch vor Monaten die Ärzte und die Bundesregierung mit einer teuren Kampagne erklärt, man habe einen Helm zu tragen – für die eigene Sicherheit?
  3. Was wurde ein Stress mit den Pedelecs gemacht, um sicherzustellen, dass diese nur mithilfe von unterstütztem Fahren die Geschwindigkeit von 25 km/H erreichen dürfen.
  4. Warum soll jemand der mit seinem Hollandrad 15 km/H fährt so stark gefährdet sein, dass er unbedingt einen Helm benötigt, E-Scooter Fahrer aber bei 5 km/H mehr nicht?

Spätestens jetzt dürfte jedem klar sein, wie lächerlich die Helm-Kampagne von Andreas Scheuer ist. Erstmal ordentlich Geld mal wieder auf Kosten der Steuerzahler zum Fenster herausgeworfen und den Fahrradfahrern den schwarzen Peter zugeschoben und nun geht alles so einfach und ohne Helm mit dem E-Scootern. Meiner Meinung nach sind die Dinger viel zu kippelig für ältere Menschen um sich sicher im Innenstadtverkehr zu bewegen. Das ist was für junge, hippe Schüler und Studenten und nicht viel mehr. Da fragt man sich allerdings direkt warum die nicht mit dem Fahrrad oder zu Fuß sich in der Stadt bewegen können.

Welch ein Witz eigentlich!

Ganz klar zu bemängeln bei der Betrachtung der Dinge ebenfalls die mangelnde “Nachhaltigkeit” der E-Scooter. Bei einer “Halbwertszeit” – wie in den USA bereits getestet – von 28 Tagen pro Scooter kann ja wohl nicht wirklich von einer nachhaltigen Lösung für unserer Städte gesprochen werden.
Dazu kommt das aufwendige Einsammeln und Laden der E-Scooter um genug Akkuladung zu haben.

Als nächster Punkt dann das Thema “Datenschutz” für das ja auch vor kurzer Zeit ein riesiges Fass in Deutschland aufgemacht wurde.

Wie kann es sein, dass ein französischer Anbieter mit allen Daten der E-Scooter gefüttert wird und der Kunde damit nicht nur Name und Anschrift, PayPal-Adresse oder Kreditkarte, sondern den ganzen Telemetrie-Daten während des Fahrens übermittelt?
Was vielen Leuten auch nicht klar sein wird, ist die Tatsache, dass man die E-Scooter für bestimmte städtische Bereiche programmieren kann, sodass in manchen Straßen nur 8 km/H damit gefahren werden darf und in manchen Bereichen die E-Scooter überhaupt nicht gefahren werden dürfen.
Wie ist es damit, immer über eine Handy-App fahren zu müssen und sich die ganze Zeit tracken zu lassen?
Ein Traum für alle diejenigen die jetzt mal wieder nach Nummernschildern bei Fahrrädern rufen (was aber auch im Ausland nie gut funktioniert hat).
Ständig überwacht zu werden und nie zu wissen wo die Daten landen?

Ist das die schöne neue Welt?

Mein Fazit ersteinmal: “Wer braucht solche Produkte und was hat das mit einer Verkehrswende in den Städten zu tun?”

Wenn es dann um die Machbarkeit eines solchen “E-Scooter Experiments” geht, dann ist der Helm auch egal – weil mit dem Helm würde das Konzept nämlich nicht funktionieren. Dann müsste jeder Kunde ja ständig mit einem Helm im Anschlag durch die Gegend laufen. Soviel zum Thema “Der Regierung liegt soviel am Herzen für eure Sicherheit.” Wer es glaubt, wird selig.

Hier scheint wohl eher die Industrie auf der Matte gestanden zu haben – Lobbyland Deutschland halt.

Von schwoon

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